Bahnfahren in Rumänien

In Rumänien gelandet, die erste Stadt gesehen – und jetzt?

Auch wenn es für die meisten Rumänen kaum vorstellbar erscheint, kann man sich auch wunderbar durchs Land bewegen, ohne das eigene Auto dabei zu haben oder sich einen Mietwagen zu nehmen.

Die Eisenbahn wurde in Rumänien sträflich vernachlässigt, aber dafür existiert immer noch ein recht gutes Zugnetz der staatlichen Eisenbahngesellschaft CFR (Căile Ferate Române). Es ist zwar alles andere als ein Hochgeschwindigkeitsnetz, dafür lässt es sich komfortabel und vor allem extrem günstig reisen.

Günstig Reisen

Sicherlich stellt sich die Situation anders dar, wenn man sein Gehalt in der Landeswährung bezieht. Mit Euro-Augen ist das Bahnfahren sehr günstig. Dazu nur einige Beispiele:

  • Bukarest-Cluj (480 km mit IR): 94 LEI (ca. 21 EUR)
  • Cluj-Huedin (50 km mit R): 7 LEI (ca. 1,57 EUR)
  • Sibiu-Călimănești (83 km mit R): 12,60 LEI (ca. 2,84 EUR)

Das Preissytem ist sehr einfach und richtet sich nach drei Faktoren:

  • Die Zuggattung (Regionalzug, InterRegio, InterCity)
  • Entfernung (gestaffelt in Kilometern)
  • Komfortklasse (1./2. Klasse)

Zuggattungen

In Rumänien gibt es drei Zuggattungen. Im Gegensatz zum deutschen System kann man vom Aussehen des Zugs jedoch nicht unbedingt auf die Zuggattung schließen. Beispielsweise werden die Triebwagen der Siemens Desiro-Familie, auf die die staatliche Eisenbahngesellschaft extrem stolz ist, sowohl im Regionalverkehr wie auch im InterRegio-Verkehr eingesetzt. Diese sind nicht unbedingt durch ein entsprechendes Zuglaufschild gekennzeichnet, deswegen sollte man unbedingt auf den Fahrplan achten.

Regionalzug (R)

Kurz gesagt: Unschlagbar günstig, hält dafür an jeder Milchkanne und fährt meist mit Wagen, die an das deutsche Silberling-Zeitalter erinnern.

Regionalzug nach Piatra Olt im Bahnhof von Podu Olt.
Regionalzug nach Piatra Olt im Bahnhof von Podu Olt.

Diese haben in der Tat die besten Zeiten weit hinter sich – was das Zugfahren in Zeiten der relativ seelenlosen Einheitstriebwagen aber nur interessanter macht. Wie fast überall in der Welt erlebt man in diesen Zügen die spannendsten Geschichten und trifft die herzlichsten Menschen.

Theoretisch gibt es noch eine Unterscheidung, die der deutschen RegionalBahn und RegionalExpress entsprechen – zumindest der Urlauber wird diesen Unterschied nicht wirklich merken.

InterRegio (IR)

…die nächsthöhere Gattung. Er ist sehr vergleichbar mit seinem (ehemaligen) deutschen Pendant, hält deutlich seltener und ist somit für längere Reisen ganz gut geeignet. Faustregel für den Preis: knapp doppelt so teuer wie der Regionalzug – zumindest bis ca. 300 km Reiseentfernung, danach nähern sich die Preise aneinander an. Außerdem werden 4 LEI für die Pflichtreservierung fällig. Allerdings darf man nicht davon ausgehen, dass das R unbedingt auch Rapido bedeutet – es findet sich immer ein Grund, weswegen der stolze Zug zeitweise mit 35 km/h durchs Land kriecht: überhitzte Gleise, Langsamfahrstellen…

InterRegio im Bahnhof von Cluj-Napoca.
InterRegio im Bahnhof von Cluj-Napoca.

InterCity (IC)

dass man auch InterCity fahren kann. Sie sollen in erster Linie den Bukarester Gara de Nord anfahren. Trotz ehrlichem Bemühens habe ich allerdings keinen einzigen gesehen – angesichts der Erlebnisse mit dem InterRegio dürfte sich der Zeitgewinn auch in sehr engen Grenzen halten. Faustregel für den Preis: 2,5 x Regionalzug + 4 LEI für Pflichtreservierung.

Fahrplanauskunft

Die einfachste Möglichkeit ist natürlich das Fragen am Schalter. Dafür sollte man in den meisten Fällen des Rumänischen einigermaßen mächtig sein. Das Schalterpersonal ist extrem bemüht und in der Regel sehr höflich, hilfsbereit und wird meist recht kreativ, um die fehlenden Englischkenntnisse auszugleichen – fehlt nur noch eine Möglichkeit, selbst Botschaften wie „übermorgen“ oder „hin mit Regionalzug, zurück mit InterRegio“ zu übermitteln.

Einfacher wenngleich weniger kommunikativ geht es mit der Webseite der Deutschen Bahn oder der entsprechenden App auf dem Smartphone, die auch die landesinternen Verbindungen führen und die man einfach am Schalter vorlegt.

Gelassenheit ist wichtig

Jetzt hast Du alles, bist zur richtigen Zeit am richtigen Ort und trotzdem ist kein Zug zu sehen?

Wichtig ist Geduld und Gelassenheit. Was soll der ganze Stress überhaupt? Das ist nur schlecht für’s Herz und Bahnfahren soll auch der Erholung dienen – auch dem Bahnpersonal.

Ordentlich: An jedem noch so kleinen Bahnhof steht der jeweilge Bahnhosvorsteher um die Durch-/Abfahrt des Zugs zu überwachen - stets in ordentlicher Uniform und mit Dienstmütze.
Ordentlich: An jedem noch so kleinen Bahnhof steht der jeweilge Bahnhosvorsteher um die Durch-/Abfahrt des Zugs zu überwachen – stets in ordentlicher Uniform und mit Dienstmütze.

Ein Fahrplan hat erst einmal Empfehlungscharakter – es kommt durchaus vor, dass zwischen der geplanten Geschwindigkeit auf einem Teilstück und der tatsächlichen ein durchaus auch für den Fahrgast merklicher Unterschied besteht, der Triebfahrzeugführer mal musste, der Bahnhofsvorsteher eines Haltepunkts die Krawatte noch einmal binden musste, um dann in perfektem Aufzug den Abfahrauftrag zu geben, Reisende eines Anschlusszugs aufgenommen werden mussten… Oder es passiert auch mal, dass sich der Zug verfahren hat und erst einmal ein paar hundert Meter zurücksetzen muss.