Traditionell rumänisch Speisen

ich finde es in einem anderen Land oft nicht ganz einfach, gut und landestypisch zu essen. Oft findet man gerade an touristischen Orten nur noch Restaurants, die sich auf die Gäste in aller Welt eingestellt haben und entsprechend Speisekarten auf Englisch oder gar Deutsch – oder noch besser: mit Bildern – vorhalten. Ich finde es ein bisschen schade, denn damit geht einfach viel des Flairs verloren. Darüber hinaus ist es manchmal auch ganz spannend, per Zufall aus einer Speisekarte auszuwählen und sich dann mal überraschen zu lassen – und dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Risiko auch nicht höher als bei bewusster Auswahl ist und ich mich mal wieder auf etwas Neues einlasse. Nebenbei haben die Touristmus-orientierten Restaurants auch in der Regel den Nachteil, dass sie

  • sich an den Geschmack der Ausländer angepasst haben und sich die Kost kaum von Zuhause unterscheidet,
  • die Qualität oft unterdurchschnittlich ist und
  • oft unverschämt teuer sind – zumindest im Vergleich mit Restaurants, in denen man vorwiegend Einheimische findet.

Wie ein gutes Lokal finden?

Meiner Ansicht nach gibt es dazu gibt es ein paar einfache Anhaltspunkte:

  1. Erst einmal jemanden Einheimisches fragen: auch in Zeiten von Tripadvisor und GoogleMaps – es geht nichts darüber, sich zu überwinden und jemanden anzusprechen und ihn zu fragen, wo er hingeht. Tipp: wenn er Muttersprachler ist, dann ist die Chance wesentlich höher als bei meinem zufällig dahergelaufenen Nachbarn. 😉
  2. Ein paar Seitenstraßen nehmen und die touristischen Hauptwege verlassen: in den Seitenstraßen lauern keine Drachen und verirren wirst Du Dich schon gar nicht. Und selbst wenn wird Dir fast jeder weiterhelfen wenn Du den Namen eines der Highlights der Stadt mit einem entsprechend-hilflosen Gesichtsausdruck verbindest. Aber das habe ich noch nie gebraucht.
  3. Das Publikum: Wenn die anderen Gäste vorwiegend mit „I Love Rome!“ oder mit Hut in den amerikanischen Nationalfarben gekleidet sind, ist weitersuchen vermutlich die bessere Option.
  4. Speisekarte: gibt es sie nur in der Landessprache? Dann hast Du fast gewonnen. Im Zweifelsfall kannst Du das erste Wort jeder Zeile ja immer noch googlen…
  5. In welcher Sprache antwortet Dir der Kellner? Wenn Du mit viel Mühe ein Bună ziua herausmurmelst und sich das Gesicht Deines Gegenübers aufhellt und in freudiger Erregung und in einer Geschwindigkeit, von der Du bisher nicht einmal ahntest, dann man überhaupt so schnell sprechen kann, Dir einen langen Vortrag hält, zu dem Du nur verlegen lächeln kannst: Super! Zeig verlegen auf die Karte – er wird Dir schon etwas empfehlen.

Rumänische Besonderheiten

Ein Menü ist zum zusammenstellen da

Oft ist es in Rumänien so, dass es sich ein Menü im wahrsten Wortsinn handelt: es ist alles, auch der Senf oder Ketchup, auf der Karte einzeln aufgeführt. Das führt, wenn man das (noch) nicht weiß und die Rumänisch-Kenntnisse eine solch detaillierte Interpretation noch nicht zulassen, hin und wieder zu recht lustigen Erlebnissen:

Übersichtlich: Wer ein Steak bestellt, bekommt auch eines.
Man bestellt ein leckeres Steak und bekommt es dann auch – allerdings auch nur das Steak. Mich hat dabei aber sehr beeindruckt, wieviel Mühe sich die Küche dann immer wieder gegeben hat, auch mein einzelne Steak ansehnlich auf dem Teller anzurichten. 😉 Allerdings wird nahezu immer dazu Brot gereicht, so dass man auch in diesem Fall gut satt werden kann.

Maxime: Das Essen auf  Durchschnittstemperatur

Aus einem mir noch nicht so recht begreiflichen Grund scheint man in traditionell sich an allem, was die Temperatur von Speiseeis überschreitet, die Zunge zu verbrennen – auf jeden Fall waren die mir Vorgesetzten Portionen gerne noch oder wieder etwas lauwarm. Immerhin hat das Restaurant in unserem ausgeprägten Bürokratie-Zeitalter das Argument auf seiner Seite, dass der Gast zuverlässig vor Verbrennungen im Mund- und Rachenraum geschützt ist. Wer sich mehr zutraut bittet den Kellner darum, das Essen calde zu servieren. Und praktischerweise ist dieses Wort ein false friend und bedeutet das Gegenteil davon, was der gemeine Deutsche vermuten würde. 😉

Empfehlung in Cluj-Napoca

Heute waren wir im Hanul Dacilor in Cluj-Napoca. Es erfüllt zwar nicht alle obigen Anforderungen (zumindest die Spisekarte ist bebildert und einer der Kellner spricht ein sehr rudimentäres Englisch), aber wir waren tatsächlich die einzigen Ausländer.

Was ißt man hier?

Auf mehreren Tellern hatte ich Varza a la Cluj gesehen, was ich sehr empfehlen kann:

Varza a la Cluj
Es ist ein Reis-Hackfleisch-Gericht mit saurer Sahne. Recht einfach, dafür aber sehr gut. Zusammen mit einem Pils erfüllt dies die wesentlichen Anforderungen an ein rumänisches Abendessen.